Tarifabschluss nach langem Ringen: Saarbahn-Fahrer bekommen mehr Geld und Freizeit

Die Saarbahn-Fahrerinnen und -fahrer bekommen mehr Geld bei weniger Arbeitszeit. Nach einer langen Verhandlungsrunde konnten sich Gewerkschaft, Arbeitgeberverband und Unternehmen auf neue Tarife einigen:
Die Saarbahn am Landwehrplatz Saarbrücken. Foto: SOL.DE
Die Saarbahn am Landwehrplatz Saarbrücken. Foto: SOL.DE

Einigung in Tarifverhandlungen für Saarbahn-Fahrer:innen

Der Kommunale Arbeitgeberverband Saar e.V. (KAV Saar), die Saarbahn GmbH und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben am Mittwoch (21. August 2024) einen Tarifabschluss für die Saarbahn-Beschäftigten erreicht. Die Fahrer:innen sollen sowohl finanziell als auch zeitlich entlastet werden.

Arbeitszeit wird auf 35 Stunden gesenkt – mit Wahloption

Ab dem 1. Januar 2026 soll die Referenzarbeitszeit für die Saarbahnfahrer:innen im Schichtdienst stufenweise bis zum 1. Januar 2030 von 38,5 Stunden auf 35 Stunden pro Woche gesenkt werden – bei vollem Entgeltausgleich. Die Beschäftigten haben dabei das Recht, individuell eine höhere Arbeitszeit zu vereinbaren. „Die vereinbarte 35-Stunden-Woche ist das Instrument der Zukunft, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, erklärt der stellvertretende Bundesvorsitzende der GDL, Mario Reiß. „Wir geben jedem Arbeitnehmer die Möglichkeit, nun selbst zwischen mehr Freizeit und mehr Geld zu wählen. Das steigert die Attraktivität des Arbeitgebers.“

Mehr Lohn, Inflationsprämien und höhere Zulagen

Darüber hinaus einigten sich die Beteiligten auf eine Entgelterhöhung von insgesamt 420 Euro und zweimal fünf Prozent Zulagenerhöhung. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten steigen die Löhne zum 1. November 2024 und zum 1. September 2025 um jeweils 210 Euro angehoben. Zu den gleichen Terminen erhöhen sich die Zulagen um jeweils fünf Prozent. Die Beschäftigten erhalten zudem zwei Inflationsausgleichsprämien zu je 1.500 Euro bis Ende Dezember 2024.

Fünfzehn Stunden Verhandlungen „auf Augenhöhe“

Die GDL sieht in der Einigung eine deutliche Aufwertung der Berufe und eine Wertschätzung für die Beschäftigten. Das Ergebnis entspricht den Verbesserungen, die die GDL bereits bundesweit mit Ihren Tarifpartnern im Eisenbahnmarkt vereinbart hat. Dabei habe man die Bedürfnisse der Saarbahn und Ihrer Beschäftigten angemessen berücksichtigt. Die dritte Verhandlungsrunde hatte fünfzehn Stunden gedauert. Laut Reiß hätten die Beteiligten dabei auf Augenhöhe diskutiert. „Die Arbeitgeberseite hatte zu jedem Zeitpunkt das ernsthafte Interesse, einen Tarifabschluss und damit umfassende Verbesserungen für ihre Mitarbeiter zu vereinbaren. Dies ist gerade in Zeiten von stark beanspruchten kommunalen Haushaltskassen nicht hoch genug einzuschätzen.“

KAV sieht Saarbahn vor großen finanziellen und organisatorischen Herausforderungen

Der KAV zeigt sich in seiner Pressemitteilung verhaltener und nannte die Verhandlungen „intensiv und herausfordernd“. Es bleibe ein erhebliches Spannungsfeld zu dem bereits heute bestehenden Mangel an Mitarbeitenden. Die Absenkung der Arbeitszeit für den Schichtdienst stelle eine große organisatorische und betriebliche sowie schlussendlich auch finanzielle Herausforderung dar. Diesen stünden nun jedoch zumindest Planungssicherheit und Planbarkeit für die nächsten Jahre gegenüber.

„Wir sind im Gesamtpaket ganz sicher bis an die äußerste Grenze des wirtschaftlich und organisatorisch Leistbaren gegangen, wobei es auf der Zeitachse gilt, die Folgen des Abschlusses kritisch zu betrachten“, so Verhandlungsführer und Geschäftsführer des KAV Saar und Stefan Spaniol und der Geschäftsführer der Saarbahn, Karsten Nagel

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der GDL
– Pressemitteilung des KAV