Graureiher verendet in Lebach qualvoll an Angelschnur – Nabu Saar richtet Appell an Bevölkerung

In Lebach hatte ein Graureiher wohl mehrere Tage in einem "schrecklichen Zustand" verharren müssen. Das Tier war zunächst durch Angelschnüre und Drähte "quasi bewegungsunfähig und stranguliert" worden, so der Naturschutzbund (Nabu). Trotz Behandlung in einer Tierklinik verstarb der Reiher infolge innerer Verletzungen. Der Nabu richtete jetzt einen Appell an die Bevölkerung:
Diese Aufnahme des Vogels wurde veröffentlicht. Foto: Nabu Saarland
Diese Aufnahme des Vogels wurde veröffentlicht. Foto: Nabu Saarland

Geschwächter Graureiher in Lebach gefunden

In der vergangenen Woche waren Spaziergänger:innen in Lebach auf einen geschwächten Graureiher aufmerksam geworden. Das Tier saß ohne Fluchtverhalten an der Böschung des Saarufers. Eine Beobachterin informierte kurzerhand den Naturschutzbund (Nabu). Dieser war nach eigenen Angaben innerhalb weniger Minuten vor Ort. Das geht aus einer Mitteilung der Nabu-Kompetenzstelle für Vogelschutz im Saarland vom heutigen Dienstag (8. Oktober 2024) hervor.

Laut Teresa Feld von der Nabu-Ortsgruppe Fechingen-Kleinblittersdorf zeigte der Reiher vor Ort „keinerlei Abwehrverhalten“. Üblicherweise seien die Tiere sehr scheu. Doch das Exemplar in Lebach ließ sich „völlig passiv einfangen“. „Das war schon sehr auffällig und ungewöhnlich, dass ich den Vogel einfach so mit einem Tuch auf den Arm nehmen konnte, er war in einem sehr schlechten Allgemeinzustand“, hieß es vonseiten der Naturschützerin.

Angelschnüre sowie Drähte um Schnabel und Hals gewickelt

Der Vogel hätte auf den ersten Blick keine sichtbaren Verletzungen aufgewiesen. Bei genauerem Hinschauen offenbarte sich laut Mitteilung aber der „grausame Befund“. Um Schnabel und Hals hatte der Reiher mehrere Angelschnüre und Drähte gewickelt. So war das Tier „quasi bewegungsunfähig und stranguliert“. Weiter hieß es: „Ein Angelhaken steckte in seinem Kehlkopf, die Zunge war mit Angelschnur abgeschnürt und bereits nekrotisch. Ein Drillingsangelhaken perforierte sich aus seiner Speiseröhre im Innern seines Körpers nach außen.“

Vermutlich mehrere Tage habe der Graureiher in diesem Zustand verharren müssen. „Denn er war unterkühlt und dehydriert“, so der Nabu.

Tier stirbt trotz Behandlung

Angaben des Nabu zufolge wurde das Tier gemeinsam mit der Naturwacht sofort in eine Tierklinik transportiert. Dort befreite der diensthabende Tierarzt „in mikrochirurgischer Feinarbeit den Vogel sorgsam von Angelschnüren und Haken“. Doch der Allgemeinzustand des Graureihers sei schon so schlecht gewesen, dass er kurze Zeit später an seinen inneren Verletzungen verstarb. „Der Vogel hatte vermutlich auf der Nahrungssuche einen liegengelassenen Fang von Anglern mit Haken und Schnüren aufgenommen. Dies wurde ihm zum Verhängnis.“

Nabu richtet Appell an Bevölkerung

Wie kann es sein, dass Angler:innen „ihre Freizeitabfälle wie Angelschnüre und Haken rücksichtslos an den Gehölzen und Ufern unserer Gewässer hinterlassen?“, fragt jetzt der Nabu. Der Appell: Ordnungsgemäßes Freizeitverhalten und Müllentsorgung sollten Normalität in der Gesellschaft werden.

Der jüngste Vorfall aus Lebach zeige nur einen „Bruchteil des ganzen Schadens“ in der Natur. Nach Angaben der Naturschützer:innen hatte Teresa Feld etwa bei einer Brutkontrolle in Webenheim drei tote Jungstörche in ihrem Nest gefunden. Eine Obduktion ergab, dass die Mägen der Tiere mit Silikonabfällen, „vermutlich illegal in der Natur entsorgte Abfälle aus dem Fensterbau“, gefüllt waren. „Kurze Zeit später strangulierte sich ein Jungstorch im Nest tödlich an landwirtschaftlichem Bindegarn, welches die Eltern zum Nestbau aufgesammelt haben.“

So würden im Saarland nicht nur Freizeitmüll, sondern ebenso in der Natur entsorgter „Wohlstandsmüll“ und Abfälle aus der Landwirtschaft sowie Baubranche zu tödlichen Unfällen in der Vogelwelt führen.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung des Nabu Saar/Kompetenzstelle für Vogelschutz, 08.10.2024