Gutachten: Gute Versorgung in Saar-Krankenhäusern – aber viele Standorte entbehrlich

Das Saarland könnte mit 33 Prozent weniger Klinik-Standorten auskommen. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten zum Entwicklungspotenzial der Krankenhausstruktur. Demnach könne man durch Bündelung von Leistungen und Zusammenlegungen von Krankenhäusern die Kliniken zukunftsfähiger machen:
33 Prozent der Saar-Kliniken seien entbehrlich. Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa-Bildfunk
33 Prozent der Saar-Kliniken seien entbehrlich. Symbolfoto: Monika Skolimowska/dpa-Bildfunk

Im Saarland werden Patientinnen und Patienten auch im Notfall in den 18 Kliniken vor Ort gut versorgt. Zu diesem Schluss kommt ein Gutachten der Institute for Health Care Business (hcb) GmbH, das heute in Saarbrücken präsentiert wurde. Die Analyse nahm nicht nur den Status Quo, sondern auch die Entwicklungsmöglichkeiten für eine zukunftsfähige Krankenhausstruktur unter die Lupe. Aufgrund von Fachkräftemangel, Demografie, Verschiebung der Stadt-Land-Versorgung und wirtschaftlichen Probleme der Krankenhäuser sind Änderungen unumgänglich.

Versorgung im Saarland aktuell gut – aber wenig wirtschaftlich

Im Saarland gebe es aktuell viele kleinere Krankenhaus-Standorte, die nur wenige spezialisierte Leistungen anbieten. 100 Prozent der Bevölkerung erreiche ein Krankenhaus mit Notfallversorgung innerhalb von 30 Minuten. Mehr als die Hälfte der Kliniken hat jedoch weniger als 400 Betten. Aus wirtschaftlicher Sicht liege die optimale Betriebsgröße zwischen 500 und 900 Betten. Ein Viertel der Kliniken im Saarland und Rheinland-Pfalz sei dabei insolvenzgefährdet.

Saarland könnte mit 33 Prozent weniger Klinik-Standorten auskommen

Nach der Pandemie seien die Kliniken im Saarland dabei geringer ausgelastet. Im Saarland gebe es hohe Fallzahlen in der stationären Versorgung bei gleichzeitig niedrigem Schweregrad. Viele Patient:innen könnten auch ambulant versorgt werden. Eine stationäre Behandlung an vielen Standorten sei nicht nur unwirtschaftlich, sondern könnte künftig auch am Personalmangel scheitern. Die Bevölkerung wird immer älter, während es immer weniger Fachkräfte gibt. Die Beschäftigten müssten daher besser verteilt werden. Der Studie nach könnte das Saarland mit 33 Prozent weniger (herkömmlichen) Standorten auskommen, ohne die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung zu gefährden, gleichzeitig könnte die Versorgungsqualität und die Wirtschaftlichkeit steigen.

Bildung von Schwerpunkten in neuen Fachkliniken

Der Vorschlag lautet daher, die medizinischen Leistungsgruppen zu bündeln, um die Doppelstrukturen in einigen Regionen abzubauen. Eine stärke Bündelung der Angebote in größeren Einheiten ermögliche es den Kliniken, sich auf ihre Kernkompetenzen zu spezialisieren und so eine höhere Qualität mit passgenauen Fachkräften zu bieten. Die modernen Neubauten sollten bei zentral liegen und für Bevölkerung und das Personal gut erreichbar sein.

Kleine Krankenhäuser zu „Zentralkliniken“ zusammenlegen

In einigen Regionen ließen sich Standorte außerdem zusammenlegen. Die größeren Betriebe könnten so eine bessere Qualität bei mehr Wirtschaftlichkeit erzielen. Als Beispiel nennt die Studie das Diakonie-Klinikum Neunkirchen und die Marienhausklinik St. Josef Kohlhof. An den alten Standorten der kleineren Kliniken sollten derweil ambulante Zentren und sektorenübergreifende Einrichtungen die Versorgung sicherstellen.

Finanzierungslücke von 300 Millionen Euro

Die Maßnahmen würden die derzeit 18 Kliniken im Saarland auf 12 reduzieren, davon wären fünf Zentralkliniken, die durch die Zusammenlegung von Standorten entstanden wären. An den Standorten würden dann höhere Fallzahlen je Leistungsgruppe erreicht. Der Investitionsbedarf für Zentralisierung im Saarland beläuft sich auf ca. 880 Millionen Euro. Da aus dem Transformationsfonds nur 600 Millionen bereitstehen, ergibt sich eine Finanzierungslücke von rund 300 Millionen Euro.

Verwendete Quellen:
HCB-Institute
– IKK Südwest