Gottesanbeterinnen leben gut getarnt im Saarland

Die Gottesanbeterin ist im Saarland seit den 1950er- und 1960er-Jahren nachgewiesen. Damals vor allem nahe Perl sowie Merzig. Seit 2008 gab es dann ein starkes Vordringen in Bliesgau und Warndt sowie ins mittlere Saarland zu verzeichnen. Der "Naturgucker" des Naturschutzbundes zeigt mittlerweile nahezu flächendeckende Sichtungen hierzulande. Dabei ist es gar nicht so einfach, die flinken Räuber zu entdecken. Doch warum eigentlich? Und woher kommt der Name?
Gottesanbeterinnen gehören zu den Fangschrecken, die als Meister der Tarnung bekannt sind. Foto: Pixabay
Gottesanbeterinnen gehören zu den Fangschrecken, die als Meister der Tarnung bekannt sind. Foto: Pixabay

Gottesanbeterinnen leben gut getarnt

Hast du schon einmal eine Gottesanbeterin in freier Natur gesehen? Sagen wir mal so: Als deine Eltern Kinder waren, war die Gottesanbeterin noch ein besonders seltenes Insekt in Deutschland. Mittlerweile stehen die Chancen einer Sichtung weitaus besser. Denn nach Angaben des Naturschutzbundes (kurz: Nabu) wurde die Gottesanbeterin 2023 in Deutschland dreimal so häufig gemeldet wie im Jahr davor. Aber so ganz einfach ist es dann doch nicht, die flinken Räuber zu sichten. Das liege daran, „dass sie so gut getarnt sind“, sagte der Biologe und Naturschützer Hannes Petrischak im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Die Gottesanbeterin schaukelt im Wind wie ein Grashalm“. So nehme das Auge sie eben nicht unbedingt als Tier wahr. Sie gehören zu den Fangschrecken, die als Meister der Tarnung bekannt sind. Dennoch könnten sie mitunter „flink durchs Gras huschen“, so Petrischak. Etwa, wenn Gefahr droht.

Auch im Saarland verbreitet

In der Abhandlung „Die Gottesanbeterin Mantis religiosa LINNAEUS, 1758 im Saarland (Mantodea: Mantidae)“, im Jahr 2012 erschienen, schreiben Hannes Petrischak und Rainer Ulrich: Die Gottesanbeterin ist im Saarland seit den 1950er- und 1960er-Jahren nachgewiesen. Damals vor allem „am Hammelsberg bei Perl, aber auch entlang der Täler von Saar und Nied in der Nähe von Merzig“. Seit 2008 gab es dann ein starkes Vordringen in Bliesgau und Warndt sowie ins mittlere Saarland („Prims-Blies-Hügelland“) zu verzeichnen.

Auch im Artikel „Exotin auf dem Vormarsch“ erklärt der Nabu: „Einst war die Gottesanbeterin eines der seltensten Insekten Deutschlands. Inzwischen ist sie immer öfter in neuen Regionen zu finden“. Das zeigt auch ein Blick auf die „Naturgucker“-Webseite des Nabu. Dort können User:innen Sichtungen einreichen. Im Falle der Gottesanbeterin zeigt sich: Nahezu flächendeckend im Saarland wurden Beobachtungen eingereicht. Auch für 2024 liegen Daten vor.

So sieht die Verbreitung hierzulande laut „Naturgucker“ aus. Screenshot: Nabu/Naturgucker

„Gottesanbeterinnen können fliegen“

„Gottesanbeterinnen können fliegen“, schildert Biologe Petrischak. Aus diesem Grund hätten sie sich in den letzten Jahren auch gut ausbreiten können. Zudem legen sie ihre Eier auch nicht einfach in der Natur ab – sondern „gern auf Holz mit einer besonderen Struktur“. Dazu gehören dem Biologen zufolge etwa Paletten. Da diese genutzt werden, um Waren um die Welt zu bringen, kommen die Eier unbemerkt mit. Sie könnten so bis nach Sibirien gelangen.

Laut Webseite des Saar-Umweltministeriums wirkt sich zudem der Klimawandel auf alle Arten aus. Zu den „Gewinnern des Klimawandels“ würden dabei gebietsfremde Arten gehören. „Die meisten bei uns vorkommenden Neobiota sind Wärme liebend“. Ein wärmeres Klima komme ihren Ansprüchen entgegen. „So können sich viele schon etablierte Neobiota noch stärker ausbreiten und Arten, die sich sonst weiter südlich wohlgefühlt haben, wandern in den Norden“. Dazu gehören beispielsweise der Bienenfresser, das Taubenschwänzchen – und eben auch die Gottesanbeterin.

Tierchen sind flinke Jäger

Laut Petrischak können Gottesanbeterinnen ihren Kopf stark drehen. „Sie kann der Bewegung der Beute folgen, ohne dass sie ihren Körper bewegen muss“. An den Armen sind kräftige Dornen. Blitzschnell kann damit Beute gefangen werden. Das gehe etwa sechsmal schneller, als wir mit dem Auge blinzeln. „Sie fressen alles, was sie überwältigen können“. Für Menschen seien die Tiere aber harmlos. Gottesanbeterinnen schlüpfen erst im Mai. Dann ist längst Frühling und es krabbeln genug kleine Tierchen herum. Ein ausgewachsenes Weibchen könne einige Heuschrecken täglich verspeisen.

In Gärten und Feldern tummeln sich erwachsene Gottesanbeterinnen ab Ende Juli. Doch auch im Herbst sind sie Petrischak zufolge noch zu sehen, bis es zum ersten Mal nachts frostig wird.

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Daher kommt der Name

Woher der Name Gottesanbeterin kommt? Von den gefalteten Händen beim Beten. Gottesanbeterinnen bewegen sich möglichst wenig. Oftmals harren sie Stunden oder sogar Tage am selben Platz aus. Sind sie nicht gerade auf der Jagd oder beim Fressen, sitzen sie einfach nur da und beobachten die Umgebung.

In freier Natur haben die Insekten meist die gleiche Körperhaltung: Sie sitzen sozusagen auf ihren hinteren Beinen. Als Fangbeine dienen die vorderen Beine. Diese haben sie „locker angewinkelt, vor dem Körper zusammengeklappt“, schildert Petrischak. „Das sieht dann ein bisschen so aus, als ob sie betet“.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Naturschutzbund
– „Naturgucker“-Webseite
– Webseite des Saar-Umweltministeriums