Warnung nach Ausbrüchen von Mpox-Virus – So schätzt der Homburger Virologe Rissland die Lage ein

Wegen Ausbrüchen des Mpox-Virus hat die WHO die höchste Warnstufe ausgerufen. Inzwischen ist auch in Europa ein Fall bestätigt. So schätzt der Homburger Virologe Jürgen Rissland die Lage ein:
Wegen Ausbrüchen des Mpox-Virus hat die WHO die höchste Warnstufe ausgerufen. Fotos: (links) National Institute of Allergy and Infectious Diseases/dpa-Bildfunk | (rechts) Jeenah Moon/FR171682 AP/dpa-Bildfunk
Wegen Ausbrüchen des Mpox-Virus hat die WHO die höchste Warnstufe ausgerufen. Fotos: (links) National Institute of Allergy and Infectious Diseases/dpa-Bildfunk | (rechts) Jeenah Moon/FR171682 AP/dpa-Bildfunk

Warnung nach Ausbrüchen von Mpox-Virus

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der zunehmenden Verbreitung einer bestimmten Mpox-Virusvariante in Afrika eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC) erklärt. Diese höchste Alarmstufe hatte sie zeitweise auch wegen der Sars-CoV-2-Pandemie ausgerufen.

Auch in Schweden gibt es mittlerweile einen bestätigten Fall. Dieser ändere aber nichts an der Risikoeinschätzung für Deutschland und Europa. Denn dabei handele es sich um eine Virus-Variante, die bislang nur in Teilen Zentralafrikas endemisch sei. Als endemisch werden laut Definition des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung Krankheiten bezeichnet, wenn sie dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region oder einer Population vorkommen.

So schätzt der Homburger Virologe Rissland die Lage ein

Dem „SR“ teilte der Homburger Virologe Dr. Jürgen Rissland mit: „Wenn man die Gesamt-Gefährdungslage einschätzen will, und das hat auch die europäische Seuchenschutzbehörde gesagt, ist das Risiko für eine Ausbreitung in der allgemeinen Bevölkerung sehr gering“. Erst einmal gebe es keinen Anlass, „sich wirklich übergroße Sorgen zu machen“, wird der Mediziner der Homburger Uniklinik zitiert. Außerdem würden Infektionen üblicherweise milder verlaufen, als etwa bei klassischen humanen Pockenviren aus der Vergangenheit. Man müsse aber die Lage besonders in Zentralafrika weiter beobachten und erforschen.

Lauterbach: Mpox für Bevölkerung momentan keine große Gefahr

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht nach dem Auftreten eines ersten Mpox-Falls in Europa in Schweden keinen Grund für Beunruhigung. „Mpox stellen für unsere Bevölkerung momentan keine große Gefahr dar“, teilte der SPD-Politiker in Berlin mit. „Deutschland hat den ersten Ausbruch der damaligen Mpox-Variante im Jahr 2022 erfolgreich in den Griff bekommen. Wir verfolgen die Lage trotzdem weiterhin aufmerksam und sind vorbereitet, falls sich die Lage ändert“, sagte Lauterbach.

Impfstoffdosen auf Lager

Nach Angaben seines Ministeriums haben einige Bundesländer noch Impfstoffe von 2022 vorrätig. Auch der Bund hat demnach noch rund 117.000 Impfstoffdosen. Eine weitere zentrale Beschaffung sei derzeit nicht vorgesehen.

Droht eine ähnliche Entwicklung wie anfangs bei Corona?

Nein. Der Übertragungsweg beider Viren unterscheidet sich erheblich – und damit auch ihr Ansteckungspotenzial. Sars-Cov-2 wird hauptsächlich über winzige Tröpfchen in der Luft, also die Atemwege übertragen. Bei Mpox hingegen ist Haut-zu-Haut-Kontakt der hauptsächliche Übertragungsweg. Dabei geht es vorwiegend um engen Haut-zu-Haut-Kontakt beim Sex oder beim engen Umarmen, Massieren und Küssen, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erläutert. Ansteckungsgefahr besteht vor allem bei Infizierten mit Ausschlag, Wunden oder Schorf.

Allerdings ist Corona nur über einen recht kurzen Zeitraum übertragbar – Menschen mit Mpox hingegen sind erst dann nicht mehr ansteckend, wenn alle Wunden abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht gebildet hat. Das kann laut RKI mehrere Wochen dauern. Eine Mpox-Übertragung ist – seltener – auch über Sexspielzeug, Bettwäsche und Handtücher oder eine von einem Infizierten berührte Oberfläche möglich. In unmittelbarer Nähe eines Erkrankten kann auch eine Übertragung über Tröpfchen möglich sein, wie es beim RKI heißt.

Sind Mpox und Affenpocken dasselbe?

Ja. Mpox ist die Kurzform des englischen Wortes Monkeypox für Affenpocken. Das Virus war einst erstmals bei Affen beschrieben worden, daher der Name. Die WHO hat den neuen Namen festgelegt, weil die Bezeichnung Monkeypox als rassistisch und stigmatisierend wahrgenommen werden könnte und verschiedene Stellen gebeten hätten, die Erkrankung umzubenennen. Generell benennt die WHO inzwischen Krankheiten weder nach Tieren noch Ländern, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen.

Was sind die Symptome?

Im Gegensatz zu den seit 1980 als ausgerottet erklärten Menschenpocken verlaufen Mpox-Infektionen beim Menschen nach RKI-Angaben in der Regel deutlich milder und heilen von alleine ab. Insbesondere bei Kindern und Menschen mit geschwächtem Immunsystem können aber auch schwere Verläufe und – selten – Todesfälle auftreten.

Zu den Symptomen zählen Pickel, Blasen, Ausschlag oder eine Art Wunden im Genital- oder Analbereich sowie an anderen Stellen wie Händen, Füßen, Brust, Gesicht oder im Mund, wie das RKI erklärt. Die Hautveränderungen können demnach sehr schmerzhaft sein. Hinzu kommen häufig allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, Frösteln oder Abgeschlagenheit. Die Symptome treten meist vier bis 21 Tage nach Kontakt mit Erkrankten auf. Die Therapie ist in erster Linie darauf ausgelegt, Symptome zu lindern.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Saarländischer Rundfunk