Von Weltraum-Joghurt und Überlebenstraining: Saar-Astronaut Maurer vor dem Start zur ISS

Als nächster Deutscher - und erster Saarländer - soll Astronaut Matthias Maurer in wenigen Wochen zur Raumstation ISS aufbrechen. Wenn er an den Blick von oben auf die Erde denkt, bekommt der 51-Jährige schon Gänsehaut. Worauf sich Maurer am meisten freut und welche Missionsziele sein Flug beinhaltet:
Im Bild zu sehen: Saar-Astronaut Matthias Maurer. Foto: dpa-Bildfunk/Federico Gambarini
Im Bild zu sehen: Saar-Astronaut Matthias Maurer. Foto: dpa-Bildfunk/Federico Gambarini

Astronaut Maurer vor dem Start zur ISS

Nach jahrelangem Training rückt der Start ins All immer näher. Noch zwei Monate, dann soll Astronaut Matthias Maurer zur Internationalen Raumstation (ISS) abheben. Wenn alles nach Plan läuft, wird der Saarländer nach seinem Start vom Kennedy Space Center in Florida der zwölfte Deutsche im All sein – und der vierte Deutsche auf der ISS. „Ich freue mich natürlich sehr, dass es endlich losgehen wird. Ich arbeite schon einige Jahre darauf hin, endlich in den Weltraum zu fliegen und glaube, dass ich erst aufgeregt sein werde, wenn ich wirklich auf der Startrampe in der Kapsel sitze“, sagte er zum geplanten Start am 31. Oktober.

Flug mit „Crew Dragon“-Raumschiff von SpaceX

Als erster Deutscher wird Maurer mit dem „Crew Dragon“-Raumschiff von SpaceX zur ISS gelangen. In dem fliegenden Labor wird er in rund 400 Kilometern Höhe zahlreiche internationale Experimente stellvertretend für Forscher:innen auf der Erde machen – in der Schwerelosigkeit. Als ausgebildeter Werkstoffwissenschaftler hat er besonders im Blick: Aktivitäten zur Entwicklung neuer Werkstoffe, aber auch Lösungen für Life Sciences und für physikalische Experimente.

Darauf freut sich Maurer am meisten

Worauf sich der 51-Jährige am meisten freut? „Ich hoffe, dass ich sehr bald nach meiner Ankunft den Ausblick auf unsere wunderschöne Erde genießen kann. Ich werde mich dann sozusagen auf eine 90-minütige Weltreise begeben. Diesen Moment stelle ich mir unglaublich vor. Jedes Mal, wenn ich nur daran denke, habe ich schon Gänsehaut.“ Etwa 90 Minuten braucht die ISS, um die Erde einmal zu umrunden.

Jahrelanges Training

Für die voraussichtlich sechs Monate im All ist Maurer gut vorbereitet. 2015 trat er in das Astronautenkorps der europäischen Raumfahrtagentur Esa ein und trainiert seitdem für seinen ersten Raumflug. Dazu gehörten eine 16-tägige Unterwasser-Mission, ein geologisches Feldtraining und ein Überlebenstraining auf hoher See. Aber auch Kniffe, wie er seinen Körper im All fit halten kann, hat er trainiert – und Mahlzeiten für die Zeit im erdnahen Orbit ausgewählt.

Joghurt im Weltraum

„Essen ist ungemein wichtig, um in guter Stimmung zu bleiben“, sagt Maurer. Die Lebensmittel kommen meist in Dosen oder in Beuteln, bei Trockennahrung muss man Wasser hinzufügen. Er möge lieber die thermostabilisierten Gerichte als die getrockneten, sagt Maurer. Und: Er plane für seine Mission, selbst Joghurt im Weltraum herzustellen. „Aber ich bin mir noch nicht so sicher, ob das klappen wird.“

Wie es um die deutsche Raumfahrt steht

Und wie steht es um die deutsche Raumfahrt? Eigentlich sehr gut, sagt Astronaut Alexander Gerst in einem Video der Bundesregierung. „Wir sind da auf Augenhöhe vorne mit dabei.“ Gerst war zweimal auf der ISS und gilt als Kandidat für einen Mond-Flug. Eine deutsche Astronautin gab es bisher nicht. Das werde sich ändern, meint Raumfahrer Thomas Reiter, 2006 der erste Deutsche auf der ISS. „Je mehr Frauen sich an einem Astronauten-Auswahlverfahren beteiligen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, in der Endrunde mit dabei zu sein.“

35 Experimente aus Deutschland geplant

Mit Maurer werden im Herbst die Nasa-Astronauten Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron aufbrechen. Geplant sind etwa 35 Experimente aus Deutschland und viele internationale Versuche. Möglicherweise steigt der Ingenieur Maurer, der einen Doktor in Materialwissenschaft hat, auch zu einem Außeneinsatz ins All aus.

Saarland fiebert mit

Maurers Heimatgemeinde im Saarland fiebert mit. „Die Spannung steigt, die Freude steigt. Ja, wir sind riesig stolz“, sagt der Bürgermeister von Oberthal, Stephan Rausch (CDU). An den Ortseingängen werde man große Banner aufstellen, die auf Maurer und seine Mission hinweisen. Zudem sei eine „Take off“-Veranstaltung für den 31. Oktober geplant. Wie genau diese aussehen werde, müsse noch geplant werden. Maurer ist im Oberthaler Ortsteil Gronig mit rund 1.300 Einwohner:innen aufgewachsen.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur