Nach Pfingsthochwasser im Saarland: Ausmaß der Schäden wird immer deutlicher

Das Hochwasser hat vor einem Monat im Saarland große Schäden angerichtet. An der Beseitigung wird noch lange gearbeitet. Viele Soforthilfen sind bereits geflossen.
Hochwasser richtete auch in Kleinblittersdorf hohen Schaden an. Foto: dpa-Bildfunk
Hochwasser richtete auch in Kleinblittersdorf hohen Schaden an. Foto: dpa-Bildfunk

An den Häusern in Kleinblittersdorf ist von außen vom Pfingsthochwasser fast nichts mehr zu sehen. Nur hier und da erinnere ein dunkler Kranz an den Fassaden daran, wie hoch das Wasser vor einem Monat gestanden habe, sagte Ortsvorsteher Karl-Peter Fuhr (SPD). In den Gebäuden aber wird nach wie vor eifrig gewerkelt, repariert und getrocknet. „Bis alle Schäden behoben sind, wird es noch dauern“, sagte Fuhr. Den Ort im Regionalverband Saarbrücken hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am 18. Mai besucht, um sich von der Hochwasser-Lage im Saarland ein Bild zu machen.

Am Pfingstwochenende kämpften Menschen im Saarland und im Südwesten von Rheinland-Pfalz gegen Hochwasser und Überschwemmungen. Heftiger Dauerregen hatte dort für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen und Keller gesorgt. Das Saarland war großflächig betroffen: Es gab 5.000 Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Hilfsorganisationen. Eine 67-Jährige starb infolge eines Hochwasser-Rettungseinsatzes in Saarbrücken.

„Wir befinden uns in der Phase der Schadensermittlung“, sagte Regierungssprecher Julian Lange jetzt. Noch seien die Meldungen der Kommunen nicht vollständig, daher gebe es noch „kein detailliertes Bild“ über die Schadenssumme. Prioritäten der Saar-Landesregierung bei der weiteren Bewältigung der Folgen sei die Reparatur der Schäden an Straßen, Brücken, Kitas und Schulen. Zudem solle der Hochwasserschutz weiter verstärkt werden.

Viele Anträge auf Soforthilfe

Im Saarland seien inzwischen mehr als 2.300 Anträge auf Soforthilfe von betroffenen Bürgern eingegangen, sagte der Vorsitzende des Landkreistages, Udo Recktenwald (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. Knapp 2.000 Anträge in Höhe von insgesamt fast zwei Millionen Euro wurden schon bewilligt. Die 1.000 Euro Soforthilfe soll Betroffenen rasch über erste Schäden hinweghelfen. Das Land zahlt dabei die Hälfte.

Für größere Schäden liegen rund 40 Anträge von Hochwasser-Betroffenen ohne Elementarschadenversicherung vor. Hier rechne man über den Sommer mit noch mehr Anträgen, sagte Recktenwald. Gewährt werde eine Finanzhilfe von maximal 75.000 Euro. „Insgesamt hat das, was Privathaushalte betrifft, schon mal gut funktioniert“, bilanziert Recktenwald.

Schäden an der öffentlichen Infrastruktur im Land schätze er auf einen dreistelligen Millionenbetrag. „Einen genauen Überblick haben wir noch nicht.“ Bei ihm im Kreis St. Wendel seien drei Schulen betroffen. Wie die Gemeinschaftsschule in Marpingen: „Da stand das Wasser auch in der Aula und im Lehrertrakt“, sagte er. Auch bei Straßen ist noch einiges im Argen. Unter anderem nach Hangrutschen sind noch acht Streckenabschnitte gesperrt, wie der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) mitteilte.

„Historisches Ereignis“

Gegen die Folgen des „historischen Ereignisses“ werde das Saarland noch sehr lange kämpfen müssen, hatte Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) kürzlich gesagt. Seit dem „Jahrhunderthochwasser“ Ende 1993 sei das Bundesland „in seiner Gesamtheit nicht mehr durch solche Wassermassen bedroht“ gewesen.

Ende vergangener Woche forderte sie im Bundesrat die Einführung einer bezahlbaren Pflichtversicherung für Elementarschäden. Die Initiative des Saarlandes, der sich auch andere Länder anschlossen, erhielt im Plenum eine breite Mehrheit. Das Thema steht auch auf der Agenda der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Donnerstag.

Stärker Hilfen vom Bund einfordern

Recktenwald sagt, die Landesregierung müsse „noch sehr viel stärker“ vom Bund Hilfen einfordern. Auch „noch einmal stärker in Prävention und Hochwasserschutzkonzepte“ sollte man einsteigen. Und schließlich brauche es flächendeckende Pegelsensoren, um die Pegelstände vor Ort direkter zu ermitteln und schneller reagieren zu können“. Das, was der Kreis St. Wendel pilothaft umgesetzt habe, müsse landesweit kommen.

Tonnenweise Müll entsorgt

Getroffen hat es auch das rheinland-pfälzische Zweibrücken in der Westpfalz. Insgesamt seien bei der Stadt 450 Schadensmeldungen eingegangen, sagt der Sprecher der Stadt. Die Schadenssumme, die Zweibrücken an das Land gemeldet habe, betrage rund 34 Millionen Euro – bezogen auf Unternehmen und Privathaushalte.

„Die Schäden, die es jetzt noch gibt, sind vorwiegend in den Kellern der Häuser und somit nicht sichtbar“, sagte der Sprecher. Dort liefen Reparaturarbeiten. In der Stadt werde der Müll, der in Containern entsorgt wurde, auf rund 1.000 Tonnen geschätzt.

Die Stadt werte zurzeit die Daten des Starkregen-Frühalarmsystems aus. Dabei werde geschaut, „welche Platzierung von Pegelmesspunkten und Starkregensensoren im Nachgang verbessert werden kann und wo eventuell nachgesteuert werden muss“. Zudem prüfe man, ob es zusätzlich Material für Feuerwehr und Katastrophenschutz brauche.

Auch in Rheinland-Pfalz gibt es Soforthilfen für betroffene Privathaushalte. Unterstützt werden Privatpersonen im Landkreis Südwestpfalz, im Eifelkreis Bitburg-Prüm sowie in den Kreisen Trier-Saarburg, Germersheim und Bad Kreuznach sowie in den kreisfreien Städten Trier und Zweibrücken. Soforthilfe könne maximal in Höhe von 1.500 Euro pro Haushalt und bis zu 500 Euro für jede weitere Person im Haushalt gewährt werden, hieß es.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur