Mutmaßlicher Polizistenmörder von Kusel musste Waffen 2020 abgeben

Gut eine Woche nach den Polizistenmorden von Kusel fördern die Ermittlungen immer neue Details zutage. So jagte der 38-jährige Verdächtige früher legal im saarländischen Staatswald. Schusswaffen durfte er später aber keine mehr besitzen.
Bei seiner Festnahme, fand die Polizei bereits zwei Waffen beim 38-jährigen Tatverdächtigen. Archivfoto: picture alliance/dpa | Thomas Frey
Bei seiner Festnahme, fand die Polizei bereits zwei Waffen beim 38-jährigen Tatverdächtigen. Archivfoto: picture alliance/dpa | Thomas Frey

Im Fall der erschossenen Polizisten im pfälzischen Kusel sind weitere Details über den 38-jährigen Verdächtigen bekannt geworden. So hatte der mutmaßliche Polizistenmörder bis Ende März 2020 legal im saarländischen Staatswald gejagt, wie das Umweltministerium des Saarlands am Dienstag auf Anfrage mitteilte. Nach Angaben des saarländischen Landkreistags musste der Mann bis Januar 2020 seine Waffen an berechtigte Personen abgeben, weil er keine Erlaubnis mehr zum Waffenbesitz hatte. An wen die Waffen überlassen wurden, werde derzeit überprüft.

Tatverdächtiger besaß seit März 2020 keinen Jagdschein mehr

Dem Landkreistag zufolge besaß der 38-Jährige seit März 2020 keinen Jagdschein mehr. Mehrere Waffen seien im Jahr 2019 an Erwerbsberechtigte überlassen worden, die letzte Schusswaffe folgte im Januar 2020. Danach sei er nur noch in Besitz von Schalldämpfern inklusive Waffenbesitzkarten gewesen. Laut Staatsanwaltschaft Kaiserslautern hatte er zum Zeitpunkt der Tat keine Erlaubnis zum Besitz von Waffen gehabt und keinen Jagdschein besessen.

Diverse Waffen bei 38-Jährigem gefunden

Bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fanden die Ermittler fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie ein Schalldämpfer und Munition. In dem Haus habe der 38-Jährige gewohnt, allerdings nicht alleine. In Sulzbach stellte die Polizei nach der Festnahme der beiden Verdächtigen zwei weitere Waffen sicher.

Jagdschein und Waffenbesitzkarte schon früher entzogen

Nach dpa-Informationen bekam der Tatverdächtige erstmals 1999 Jagdschein und Waffenbesitzkarte erteilt. 2010 wurde ihm beides nach einer verfahrensrechtlichen Überprüfung rechtskräftig entzogen, wie der Landkreistag berichtete. Zuvor hatte der Mann 2008 die entsprechenden Waffen auf Anordnung an eine berechtigte Person überlassen. Nach Ablauf der Sperrfrist für Wiedererteilung eines Jagdscheines sei ein Jagdschein wieder beantragt und erteilt worden, erstmals im Juni 2012, zuletzt im April 2017, gültig bis März 2020. Danach sei kein Jagdschein mehr beantragt worden.

Jagderlaubnisscheine wegen Verstößen gegen Kirr-Ordnung entzogen

Wie das saarländische Umweltministerium berichtete, hatte der 38-Jährige seit 2017 in verschiedenen Revieren Jagderlaubnisscheine für zunächst drei Pirschbezirke gehabt. Zwei Pirschbezirke seien im Juni 2019 vorzeitig gekündigt worden, da es wiederholt zu Verstößen gegen die Kirr-Ordnung gekommen sei. Statt mit Getreide und heimischen Früchten sei Wild dort mit Backwaren angelockt („angekirrt“) worden. Nach einer weiteren ähnlichen Feststellung wurde dem 38-Jährigen der dritte Jagdbezirk zum 31. März 2020 gekündigt, teilte eine Sprecherin mit.

Vertriebswege von Wildhandel werden untersucht

Der Tatverdächtige habe bis 2019 einen zugelassenen Wildverarbeitungsbetrieb in Neunkirchen gehabt – dieser Betrieb wurde auch mehrfach vom Landesamt für Verbraucherschutz kontrolliert. Neben selbst erlegtem Wild sei dort vor allem zugekauftes Wild verarbeitet worden. In Sulzbach wurde von dem Mann bis zuletzt offenbar eine registrierte Wildkammer eines anderen Jägers genutzt, hieß es. Nach dpa-Informationen recherchieren Behörden derzeit die Vertriebswege des Wildhandels – und mögliche eingebundene Metzgereien.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur